Das Kirchenjahr

Geschrieben von Falk Neefken am .

Das Kirchenjahr


geschrieben von Falk Neefken 15.11.2012

ergänzt durch Wolfgang Stoffel 03.12.2012

letzte Bearbeitung 31.01.2018


Unser Leben ist rhythmisiert. Es gibt einen Rhythmus der Tage, einen Rhythmus des Jahres. Es ist wohltuend, das Jahr mit abgegrenzten Zeiten und Riten zu durchleben. Sie trennen die Zeit der Arbeit von der Zeit zum Aufatmen, sie geben der Seele Raum zum Innehalten und Entspannen. Sie geben privatem und sozialem Leben Struktur.


Die gebräuchlichsten Gliederungen eines Jahres sind Monate, Wochen und Tage sowie Feste; die wohl gefühlsmäßig am stärksten spürbaren sind die Jahreszeiten. Auch der Ablauf eines Kirchenjahres (evangelisch) bzw. des Jahreskreises (katholisch) ist rhythmisiert, am besten erkennbar in den christlichen Festen, denen bestimmte biblische Geschichten als auch liturgische Farben zugeordnet sind.
Als erste christliche Festzeit entwickelte sich die Osterzeit, also die Wochen, die um Ostern liegen. Mittelpunkt ist das Fest der Auferstehung Jesu von den Toten. – Die liturgische Farbe ist Weiß.

Zur Vorbereitung auf die Taufe in der Osternacht richtete schon die alte Kirche für die erwachsenen Täuflinge eine Vorbereitungszeit ein, die Passions- (evgl.) oder Fastenzeit (kath.). – Die liturgische Farbe ist Violett. Nach Ostern schließt sich bis die österliche Freudenzeit an, die Liturgische Farbe ist Weiß.


Deutlich später wurde die Weihnachtszeit mit der liturgischen Farbe Weiß im Kirchenjahr heimisch. Erst im 4. Jahrhundert gedachte man der Geburt Jesu aus Nazareth, und zwar am 6. Januar, bis sich später von Rom aus der 25. Dezember als Weihnachtstag durchsetzte.


An den bis dato am 6. Januar begangenen Geburtstag Jesu erinnert bis heute gleichsam der Epiphaniastag am 6. Januar (das griechische Wort Epiphanie bedeutet die Erscheinung eines Gottes). Die Epiphaniaszeit dauert bis zum Beginn der Passsions- / Fastenzeit, die Kirchenjahresfarbe ist Grün. – Einige orthodoxen Kirchen halten am alten julianischen Kalender fest. Da dieser um 13 Tage vom gregorianischen Kalender abweicht, fällt dort der 25. Dezember erst auf unseren 7. Januar. Mit der Folge, dass z. B. die Koptische Kirche, die russisch-orthodoxe und die serbisch-orthodoxe Kirche das Weihnachtsfest erst am 6./7. Jenuar feiern.
Wie zu Ostern entwickelte sich auch vor Weihnachten eine Vorbereitungszeit mit der liturgischen Farbe Violett, die Adventszeit. Mit dem 1. Advent beginnt das Kirchenjahr.


Ist die erste Hälfte des Kirchenjahres geprägt von den Christusfesten, die gleichsam das Leben Jesu nachzeichnen (Weihnachten = Geburt / Karfreitag = Tod / Ostern = Auferstehung / Pfingsten = Gabe des Heiligen Geistes), so ist die zweite Hälfte, die Trinitatiszeit mit der liturgischen Farbe Grün, eine eher festlose Zeit, in die allerdings einzelne Tage besonders herausgehoben sind.

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Literatur
D. William Nagel, Geschichte des christlichen Gottesdienstes, Berlin 1970
Ottmar Schulz, Von Abba bis Zion – Kirche für Neugierige, Frankfurt am Main 1999
Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000