Dreikönigsfest / Epiphaniasfest

Geschrieben von Wolfgang Stoffel am .

06.01.2013
ergänzt durch Falk Neefken letzte Bearbeitfung 22.05.2014

 


Dreikönigsfest / Hochfest der Erscheinung des Herrn (kath.) / Epiphaniasfest (evgl.)

Sie sind uns vertraut, die Sternsinger, auch in Meerbusch. Zwischen Neujahr und dem 6. Januar ziehen sie in katholischen Gemeinden als die „Heiligen Drei Könige" verkleidet von Haus zu Haus und singen für einen caritativen Zweck. Mit Kreide schreiben sie die Jahreszahl sowie die Zeichen C + M + B an die Häuser– oft missdeutet als Abkürzungen für die Namen der Heiligen Drei Könige: Caspar, Melchior und Balthasar. Gemeint ist jedoch der Segensspruch „Christus Mansionem Benedicat" („Christus segne diese Wohnung"). Der 6. Januar ist – in katholischer Tradition – das „Fest der Heiligen Drei Könige", meist umgangssprachlich verkürzt zu „Dreikönig". Zugleich ist der 6. Januar aber liturgisch das Fest „Epiphanias – Erscheinung des Herrn" – und wird von der katholischen wie der evangelischen Kirche gefeiert. Während an Weihnachten in der Geburt Jesu die Menschwerdung Gottes gefeiert wird, soll das Epiphanias-Fest am 6. Januar theologisch verdeutlichen, dass die Göttlichkeit Jesu Christi offenbar wird (erscheint).


Wie kommt es zu der Überlagerung dieser beiden Feste?


Epiphania ist ein Ausdruck, der auch für die Ankunft des römischen Kaisers in einer Stadt verwendet wurde, weil man ihn als göttliche Erscheinung verehrt hat. Im Oströmischen Reich entstand so ein Feiertag, an dem dieser Kaiserkult zu Beginn des Januars zu einem festen Zeremoniell wurde. Zurückgehen dürfte dieser Ritus auf Julius Caesar, der am 10. Januar 49 v. Chr. mit seinem Heer den berühmten Rubikon (kleiner Fluss südlich von Ravenna) überschritten hatte. (http://de.wikipedia.org/wiki/Erscheinung_des_Herrn) An diesem Brauch orientierte sich die Ostkirche und führte das christliche Epiphanias-Fest ein. – Eine andere Lesart sieht den Ursprung des Festes in Ägypten. Dort feierte man am 5./6. Januar die Geburt des Sonnengottes Aion.
Nach der Konstantinischen Wende (313 n. Chr.) wurden viele nicht-christliche Feste und Riten adaptiert, sofern sie sich „christianisieren" ließen (z.B. entstand Weihnachten zur Zeit der Wintersonnenwende, zu der „heidnische" Lichterfeste gefeiert wurden; diese gingen schließlich in das Weihnachtsfest über, an dem Jesus als das Licht der Welt gefeiert wird).


Die "Heiligen Drei Könige" werden nur bei dem Evangelisten Matthäus erwähnt und sind in dessen Darstellung keine Könige, sondern Weise aus dem Morgenland. Allerdings erwähnt Matthäus nicht, um wie viele Weise es sich gehandelt hat, welchen Beruf sie hatten noch woher sie genau kamen oder gar welcher Kultur sie angehörten. Aus dem Wert der Gaben (Gold, Weihrauch und Myrrhe), die sie dem Kind Jesus darbrachten, wurde bereits im 3. Jahrhundert gefolgert, dass es sich um Könige gehandelt haben müsse. Zugleich wird damit auch die außergewöhnliche Bedeutung des Beschenkten offenkundig. Außerdem schloss man aus den Gaben auf die Anzahl der Könige, die ihren Namen erst im 8. Jahrhundert erhielten. Und noch später, im 14. Jhd. , begann man, Caspar als Schwarzen darzustellen.
Die Volksfrömmigkeit des Mittelalters hat ihnen schließlich zu großer Beliebtheit verholfen. In besonderer Weise daran beteiligt war auch die Überführung ihrer Gebeine von Mailand nach Köln im Jahr 1164, wo sie seither in einem prunkvollen Schrein, dem Dreikönigsschrein, aufbewahrt werden. Seitdem hieß das Fest fast nur noch Drei-Königs-Fest.


Nach Matthäus suchten die Weisen bzw. die „Heiligen Drei Könige" Jesus auf, um dem kommenden „König der Juden" ihre Ehre zu erweisen.
Das Tragen des Titels „König der Juden" hatte Kaiser Augustus jüdischen Herrschern seit dem Tod Herodes des Großen (4 vor Chr.) ohne ausdrückliche Genehmigung streng untersagt (darauf stand die Todesstrafe durch Kreuzigung!), weil u. a. Judäa und Galiläa direkt von den Römern verwaltetet wurde. Jeder König der Juden wäre also als Widersacher des römischen Kaisers verstanden worden.


In der christlichen Tradition gilt das Kind in der Krippe als der vorhergesagte zukünftige Messias und damit alsder von Gott Gesalbte und Erwählte.
Hier schließt sich nun der Kreis: Die „Heiligen Drei Könige" verehren Jesus als den von Gott gesandten „König". Insofern wird mit ihrem Besuch an der Krippe theologisch ebenfalls die Göttlichkeit Jesu verdeutlicht. „Epiphanias" und das „Fest der Heiligen Drei Könige" sind also die zwei Seiten derselben Medaille.
„Die Heiligen Drei Könige" haben nicht nur zu vielen Brauchtümern geführt, sondern auch Dichter wie Goethe, Heine oder Rilke zu lyrischen Texten angeregt oder Künstler zu vielfältigen Darstellungen (u. a. Boticelli, Fra Angelico, P. Bruegel d. Ä.)


Zwar begingen die lutherischen Kirchen nach der Reformation noch das Epiphaniasfest, sahen es bald aber wie die Reformierten nicht mehr als einen besonderen Feiertag an. Nicht desto trotz hat sich in den evangelischen Kirchen ein reiches Liedgut zur Epiphaniaszeit entwickelt, in dem Jesus Christus als König besungen wird, z.B. in „Jesus ist kommen, der König der Ehren" (EG 66,5). Heute wird am 6. Januar selten in den evangelischen Kirchen ein Gottesdienst gefeiert, des alten christlichen Epiphaniasfestes kaum gedacht, es sei denn, der 6. Januar fällt wie 2013 auf einen Sonntag. Fester Bestandteil des Gottesdienstes ist dann die Lesung der Legende von den Weisen aus dem Morgenland (Matthäus 2,1-12), in der nach evangelischen Verständnis der herrschaftliche Anspruch des Gottessohnes zum Ausdruck kommt: Die Weisen knien vor ihm nieder, d. h. für Leser zurzeit des Matthäus: sie unterwerfen sich ihm.


Die Gottessohnschaft Jesu wird dann am 1. Sonntag nach Epiphanias an Hand von Matthäus 3,13-17 thematisiert, wo von der Taufe Jesu die Rede ist, die wie die Inthronisation eines Pharaos und damit dessen Vergöttlichung beschrieben wird. – In orientalischen Kirchen wird heute noch an Epiphanias der Taufe Jesu im Jordan gedacht, in dem man in einer Prozession zu einem Fluss zieht.


Je nach dem Datum des Osterfestes dauert die an das Epiphaniasfest anschließende Epiphaniaszeit des Kirchenjahres ein bis sechs Wochen. Mit dem letzten Sonntag nach Epiphanias endet der Weihnachtskreis desKirchenjahres.

Literatur
Horst Nitschke, Lexikon Liturgie, Gütersloh 2001
Die Geschichte des Christentums, Freiburg 1997
Fritz Rienecker, Lexikon zur Bibel, Wuppertal 2000
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