Grabdenkmäler in Büderich

Geschrieben von AG Grabdenkmäler am .

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Über das Projekt "Grabdenkmäler" der Projektgruppe des ehemaligen Ortskuratoriums Meerbusch der Deutschen Stiftung Denkmalschutz aus den Jahren 2014 - 2018 wird auf der Homepage des Meerbuscher Kulturkreises berichtet (s.hier)

( Anm.: zu entscheiden ist, ob der Link es erlaubt/erzwingt, den folgenden Text zu kürzen)

 

 

Eingestellt in das Internetportal KKK von Ludwig Petry

 Inhalt:

- Denkmalbereich "Hochkreuzgalerie"

- Grabstein Emmy und Hans Baltzer

- Grabstein Fritz Niehaus

- Grabanlage Werhahn

- Grabstätte der Familie Paul Wienen

 

 

 

Friedhof Büderich: Denkmalbereich "Hochkreuzgalerie"

Standort und Abgrenzung (Feld/Reihe): 6/K, 7/K, 14/B, 15/A

Hochkreuzallee DSC06063            FrH B Hochkreuzgalerie

Die Hochkreuzgalerie auf dem ersten Erweiterungsabschnitt des Büdericher Friedhofes ist Teil des auf Repräsentation hin angelegten, heute zentralen Eingangsbereiches des Büdericher Friedhofes. Er präsentiert sich auf der rechten Flanke als weitgehend geschlossenes Ensemble aus Hochkreuzen von bis zu vier Metern Höhe. Hier sind Grabstätten einstmals bedeutender Bauernfamilien Büderichs noch überwiegend geschlossen vorhanden. Die Inschriften umfassen Zeitspannen von bis zu 200 Jahren. Der beeindruckende Anblick der galerieartig angeordneten Hochkreuze zeugt vom christlich geprägtem  Selbstverständnis dieser lokalen und im Glauben stark verwurzelten agrarischen Oberschicht durch Formgebung (Kreuze) und Inschriften (Gruß ins Jenseits etc.). Die Steine umfassen eine Entstehungszeit von rund 100 Jahren (ca. 1860 - 1950), die Büderich vor Beginn der rasanten Entwicklung der Nachkriegszeit repräsentiert. Die Steine  dokumentieren exemplarisch die unterschiedlichen Stilformen dieser Zeitspanne.

Sozial-, industrie-, landwirtschafts-, orts- und familiengeschichtliche Aspekte verdichten sich hier zu einem bedeutsamen und für  jeden interessierten Betrachter greifbaren Zugang zur Büdericher und Meerbuscher Geschichte. Zugleich zeigen die Hochkreuze im historischen Nebeneinander von neoromanischen und vor allem neogotischen Elementen unter kunst- und kulturgeschichtlichen Aspekten den Zeitgeschmack vom Ende des 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts auf. Denn im katholischen Rheinland favorisierte die Kirche unter dem Eindruck der Vollendung des Kölner Doms den neugotischen Stil.

Daher sollte (wie bei der "Magistrale" des Osterather Friedhofs) geklärt werden, wie das Ensemble "Hochkreuzgalerie"  (im angegebenen Bereich)  als "Denkmalbereich" gem. DSchG NRW § 5 (1) unter Schutz gestellt und somit erhalten werden kann. Hinzu kommt, dass von anderen Stellen des Friedhofs bei Auslaufen von Nutzungsrechten weitere Hochkreuze zur Ergänzung der Hochkreuzgalerie bzw. zum Auffüllen der bereits entstandenen Lücken im Laufe der Zeit hierher transloziert werden können und sollten.

Fotos/Literaturhinweise/Links

Fotos: Margot Klütsch (Foto l.) und Ludwig Petry (Foto r.)

Mike Kunze: Kernbereich und Erweiterungsbereich der Hochkreuzgalerie auf dem Büdericher Friedhof mit © 2015 (zwei Kartenausschnitte mit farbiger Markierung und mit  handschriftlichen Eintragungen, die sich bei den Unterlagen der Projektgruppe befinden).

Link zum Stichwort Denkmalbereich : "Denkmalbereich" Alter Friedhof in Rommerskirchen

 

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Friedhof Büderich: Grabstein Emmy und Hans Baltzer

Standort (Feld/Reihe/Stelle): 2/H/8

 

FrH Bued Grabstein Baltzer web

Bei dem Grabstein Emmy und Hans Baltzer handelt es sich um einen 105 cm hohen und 52 cm breiten Sandstein in Form eines Hochrechtecks mit leicht gebogener Oberkante. Durch die seitlichen Einbuchtungen im unteren Bereich entsteht der Eindruck eines Sockels. 

Der Stein wurde 1953 aufgestellt und trägt die Inschrift:

Emmy Baltzer, geb. Evers 1893-1945

Hans Baltzer im Krieg gefallen 1942

Der Grabstein ist eine der ersten Arbeiten des Künstlers Erwin Heerich als Steinmetz, der ihn eigenhändig in der Düsseldorfer Akademie anfertigte. Die schwungvoll herausgearbeitete Christophorus-Figur steht unter dem Einfluss Ewald Matarés.

Die Darstellung des Hl. Christophorus mit dem Jesuskind wirkt wie ein Emblem und lässt die spätere Entwicklung des Künstlers erkennen. Das Grabmal ist eines der wenigen Frühwerke Heerichs, die öffentlich zugänglich sind.

Für die Erhaltung sprechen insbesondere künstlerische Gründe gem. DSchG NRW § 2 (1).

 

Foto/Literaturhinweise:

Foto: Margot Klütsch

Klütsch, Margot: Erwin Heerich, Werke in Meerbusch, Skulpturen, Modelle, Papierarbeiten. Meerbusch 2005, S. 10-21

Klütsch, Margot: Meerbuscher Kunstwege. Kunstwerke und Denkmäler im Stadtbild, Düsseldorf 2010, S. 35-36

Klütsch, Margot: Spiegel mit vielen Facetten - Friedhöfe und Grabmalkunst in Meerbusch, in: Jahrbuch für den Rhein-Kreis Neuss 2013, S. 214

 

 

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Friedhof Büderich: Grabstein Fritz Niehaus

Standort (Feld/Reihe/Stelle): 3/H/10-11

Joseph Beuys Grabmal Niehaus Buderich easyHDR BASIC 2

Bei diesem Grabstein aus dem Jahr 1951 handelt es sich um einen 68 cm hohen und 185 cm breiten Sandstein in der Form eines schlichten Halbkreises, aus dem sich das Hochrelief eines Gabelkreuzes mit gegeneinander versetzten Ästen abhebt.

Der Grabstein trägt die Inschrift:

Gestorben 30.12.1950, Geboren 16.6.1896.

Hier ruht Fritz Niehaus. Doctor INGENIEUR

Der Grabstein von 1951 ist der erste von Joseph Beuys nach eigenem Entwurf gestaltete Grabstein. Deshalb ist er ein Meilenstein in seinem künstlerischen Werdegang. Der Stein hat einen speziellen lokalen Bezug dadurch, dass Beuys ihn als Dank dafür anfertigte, dass er einige Zeit im Meerbuscher Haus der Familie Niehaus wohnen durfte.

Beuys gestaltete den Grabstein aus einfachsten Formen und lädt ihn gleichzeitig symbolisch auf. Aus dem Halbkreis hebt sich ein Gabelkreuz ab, das im Mittelalter den Baum des Lebens und den Glauben an die Auferstehung symbolisierte. Die Gegensätze von Tod und Auferstelung werden so vereint. Das Kreissegment ruft Assoziationen an die Leben spendende Sonne hervor, scheint sich aber auch unter der Erde, im Bereich der Toten, fortzusetzen. Damit verweist es zeichenhaft auf den ewigen Kreislauf von Leben und Tod.

Für Elisabeth Niehaus (1799-1982) und Ruth Niehaus - Lissner (1925 - 1994) wurde 1995 der separate Grabstein mit der Sonnenuhr aufgestellt. Im September 2014 hat die Stadt Meerbusch die Schauspielerein und Regisseurin Ruth Niehaus mit einem Straßennamen geehrt.

Für die Erhaltung sprechen insbesondere  künstlerische Gründe gem. DSchG - NRW § 2 (1).

Foto/Literaturhinweise:

Foto: Margot Klütsch

Klütsch, Margot: Meerbuscher Kunstwege. Kunstwerke und Denkmäler im Stadtbild, Düsseldorf 2010, S. 37 - 38

Klütsch, Margot: Spiegel mit vielen Facetten - Friedhöfe und Grabmalkunst in Meerbusch, in: Jahrbuch für den Rhein-Kreis Neuss 2013, S. 213

 

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 Friedhof Büderich: Grabanlage Werhahn

Standort (Feld/Reihe/Stelle): 14/L/1-5 und 6-10

FrH Büd. Grabanlage Werhahn PetryWeb

Bei der Grabanlage Werhahn handelt es sich um ein sog. Erbbegräbnis. Insgesamt sind 22 Bestattungen bekannt. Auf den vier Seiten der Stele mit aufgesetztem Kreuz und auf den ergänzenden Platten sind 28 Personen der weit verzweigten, mehrere Generationen umfassenden und in Büderich sehr einflussreichen Familie Werhahn verzeichnet. Es handelt sich um die größte Grabanlage des Friedhofs, die der Stammvater der Büdericher und Neusser Werhahn-Dynastie, Johann Andreas Werhahn, Besitzer des Dyckhofs und Ehrenbürgermeister von Büderich, bereits vor der Einweihung des Friedhofs (1833) gekauft hatte. Als er 1846 starb, setzte seine Familie ihm und seinen Nachfahren dieses imposante Denkmal. 

Zu den gestalterischen Elementen der Anlage gehören die klassizistische konische Stele mit dem Metallkreuz, die sich kreuzenden Fackeln in einem Halbkreis (Attribut des Thanatos)  und eine geflügelte Sanduhr (Attribut des Chronos). 

Die 2,5 m hohe Stele besteht aus Sandstein. Die 6x10 m große Grabanlage wird umrandet von einer später angelegten geschwungenen Umfassung aus Belgisch-Granit.

Die größte Grabanlage auf dem Büdericher Friedhof ist bedeutend für die Geschichte von Büderich, für die Geschichte einer privilegierten Familie, für Kontinuität von Prestige, Macht und Besitz über den Tod hinaus,  für die großbürgerliche Grablege insgesamt  und für die Sepulkralkultur im 19. Jahrhundert

 

Foto/Literaturhinweise

Foto: Ludwig Petry

Hellmich, Klaus: Die Büdericher Friedhofsteile von 1833 und 1873 und ihre alten Familiengrabmale, in: Meerbuscher Geschichtshefte, H. 27 (2010), S. 91

Höffmann, Gerd: Der Büdericher Friedhof, in: Meerbuscher Geschichtshefte, H. 19 (2002), S. 173 ff.

Klütsch, Margot: Spiegel mit vielen Facetten - Friedhöfe und Grabmalkunst in Meerbusch, in: Jahrbuch für den Rhein-Kreis Neuss 2013, S. 205

Kunze, Mike: Was vom Leben bleibt - Grabsteine als lokalhistorische Quelle (Teil II), in: Meerbuscher Geschichtshefte, H. 28 (2011), S. 33-35 (detaillierte Inschriftenbeschreibung der vier Seiten der Stele sowie der Tafel vorne (mit "Ehrentafel für unsere im (Anm. Ersten) Weltkrieg verbliebenen 3 Söhne") und der Tafel hinten)

 

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Friedhof Büderich: Grabstätte der Familie Paul Wienen

Standort (Feld/Reihe/Stelle): 14/E/3-4?

Bei dem Grabstein auf der Familiengrabstätte Paul Wienen handelt es sich um einen der letzten Grabsteine, auf denen eines Gefallenen des Ersten Weltkrieges gedacht wird. Der Gefallene wurde ursprünglich bei Verdun und erst später in Büderich, seiner Heimat, beigesetzt. Der separate Grabstein folgte dabei den sterblichen Überresten bis zum Familiengrab, auf dessen jüngerem Stein zunächst nur an den gefallenen Sohn erinnert wrude. Hinzu kommt, dass Mauritius Wienen als erster Junge über dem neuen Taufstein der St. Mauritiuskirche in Büderich auf den Namen des Pfarrpatrons getauft wurde. Es dürfte der letzte Hinweis auf diese Jahrhunderte alte Tradition in Büderich sein.

Die Grabstätte mit beiden Steinen bietet einen komplexen Zugang zur lokalen und Pfarrgeschichte Büderichs.

Foto/Literaturhinweise:

Fotos: Ludwig Petry

Kunze, Mike: Was vom Leben bleibt - Grabsteine als lokalhistorische Quelle (Teil IV), in: Meerbuscher Geschichtshefte, H. 30 (2013), S. 159-189

Rameil, Robert: Auf den Namen Mauritius getauft, in: Meerbuscher Geschichtshefte, H. 16 (1999), S. 123-126