Grabdenkmäler in Osterath
Über das Projekt "Grabdenkmäler" der Projektgruppe des ehemaligen Ortskuratoriums Meerbusch der Deutschen Stiftung Denkmalschutz aus den Jahren 2014 - 2018 wird auf der Homepage des Meerbuscher Kulturkreises berichtet. Auf die Seite "Friedhof Osterath" mit der Darstellung zu den einzelnen Grabsteinen gelangen Sie: hier.
( Anm.: zu entscheiden ist, ob der Link es erlaubt/erzwingt, den folgenden Text zu kürzen)
Grabdenkmäler in Osterath
Zur Einordnung der folgenden Beiträge empfiehlt sich ein Blick auf die historischen Seiten Friedhof Osterath in diesem Internetportal.
Beiträge der Projektgruppe "Grabdenkmäler in Meerbusch"
Eingestellt in das Internetportal KKK von Ludwig Petry
Inhalt:
- Denkmalbereich "Magistrale"
- Grabstein Holte Brüll
Friedhof Osterath: Denkmalbereich "Magistrale"
Standort und Abgrenzung: (Feld/Reihe) 1/B, 2/D, 4/A, 3/E, 5/A und 6/A
Die Magistrale bezeichnet die Hauptachse des Osterather Friedhofes, der 1906 in der Hochphase wirtschaftlicher Prosperität im Wilhelminischen Deutschland entstanden ist und in seiner Anlage den Umständen der Zeit deutlich Rechnung trägt.
Der Beginn der Magistrale fällt ursprünglich mit dem Eingang zum Friedhof zusammen. Sie erstreckt sich bis zum Hochkreuz. Links und rechts des breiten, von Bäumen gesäumten Hauptweges liegen die entsprechend großen Familiengräber der alten Osterather Oberschicht aus Landwirtschaft und Industrie. Entsprechend dem damaligen Selbstbewusstsein der alten Bauerngeschlechter respektive der jüngeren und zu (neuer) Bedeutung gekommenen Industriellenfamilien sind die Grabstätten mit entsprechend großen und prachtvollen Grabsteinen ausgestattet, welche verschiedene Stilepochen vom Historismus des Kaiserreiches bis zu den etwas nüchterneren Zeiten der Weimarer Republik widerspiegeln. Die Grabsteine der Magistrale bilden noch heute eine weitgehend geschlossene Anlage (mit einzelnen Lücken und Neubelegungen), die als Ensemble den Geist der Zeit gepaart mit dem Standes- und Selbstbewusstsein der Familien repräsentiert. Der geschlossene Eindruck einer Ehrenallee an prominenter Stelle wird von besonders beeindruckenden Einzelstücken des Ensembles erweitert. In der Geschlossenheit und räumlichen Nähe werden nicht nur auf den einzelnen Steinen Familiengeschichten und Schicksale eines Jahrhunderts mit zwei Weltkriegen sichtbar, sondern in der Kombination auch die vielfältigen familiären Verpflechtungen dieser wirtschaftlich tonangebenden alten Familien deutlich. Sozial-, industrie-, landwirtschafts-, orts- und familiengeschichtliche Aspekte verdichten sich hier zu einem bedeutsamen und für jeden interessierten Betrachter greifbaren Zugang zur Osterather und Meerbuscher Geschichte.
Zugleich zeigen die Grabsteine im historischen Nebeneinander von neoromanischen, neogotischen und klassizistischen Elementen unter kunst- und kulturgeschichtlichen Aspekten den Zeitgeschmack vom Ende des 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts.
Die "Magistrale" ist von den zuständigen Stellen daraufhin zu prüfen, ob sie (ähnlich wie die "Hochkreuzgalerie" auf dem Büdericher Friedhof) die Merkmale eines "Denkmalbereichs" gem. DSchG - NRW § 5 erfüllt. Sie sollte (ggf. mit Auflagen) unter Schutz gestellt werden: Lücken im Baumbestand sollten geschlossen werden. Die Unterschutzstellung als Denkmalbereich könnte auch die Schließung von Lücken in den Reihen der repräsentativen Grabsteine links und rechts der Magistrale regeln, z.B. durch Translozierung von geeigneten Grabsteinen von anderen, frei werdenden Gräbern oder durch Vorgaben für die Größe und Gestaltung neuer Steine.
Fotos/Literaturhinweise/Links
Fotos: Ludwig Petry
Mike Kunze: Die erhaltenswerten Bestandteile der "Magistrale" des Osterather Friedhofs mit den einzelnen Grabstätten, © 2015 (zwei Kartenausschnitte mit dem farbig markierten "Denkmalbereich" und maschinenschriftlichen Eintragungen der namentlich gekennzeichneten Grabstätten liegen bei den Unterlagen der Projektgruppe)
Link zum Stichwort "Denkmalbereich": Denkmalbereich "Alter Friedhof" in Rommerskirchen
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Friedhof Osterath: Grabstein Holte Brüll
Standort (Feld, Reihe, Stelle): 18/A/23-2
Der 2010 errichtete Grabstein aus schwarzem Granit und Edelstahl in den Maßen 180 cm Höhe und 150 cm Breite wurde von dem Künstler Will Brüll entworfen und gestaltet.
Der Stein trägt die Inschrift:
Anneliese Holte Brüll *4.4.1917 †25.6.2010
Auf längsrechteckigem Granitsockel mit mittiger rechteckiger Stele ist eine Edelstahlskulptur angebracht, bestehend aus zwei parallelen, nahezu identischen gewalzten Hochrechteckplatten.
Das Grabmal gestaltete der in der Osterather Windmühle lebende Bildhauer Will Brüll (*1922) für das Grab seiner 2010 verstorbenen Frau. Die abstrahierte Skulptur "Paar " entstand 1997/98. Die beiden schmalen Hochrechtecken symbolisieren nach Will Brülls Aussage "Zweisamkeit".
Will Brüll war Schüler der Kunstakademie Düsseldorf bei Joseph Enseling. Er begann mit figürlichen Bronzen und hat sich mit seinen seit den frühen 1960er Jahren entstandenen abstrahierten Edelstahlskulpturen einen Namen im In- und Ausland gemacht.
Für die Erhaltung sprechen insbesondere künstlerische Gründe gem. DSchG NRW §2 (1).
Quellen/Literaturhinweise:
Foto: Margot Klütsch
Klütsch, Margot: Spiegel mit vielen Facetten - Friedhöfe und Grabmalkunst in Meerbusch, in: Jahrbuch für den Rhein-Kreis Neuss 2013, S. 215