St. Mauritius
(überarbeitet am: 19.12.2022)
Kunst in der Kirche
Die 1979/80 durch den Büdericher Architekten Rudolf Dahm innen neu gestaltete neugotische Kirche verfügt über ein Geläut mit vier Glocken in den Tönen cis, e, fis und gis, über Fenster der Künstler Erwin Hintrich (im Chor und in den Seitenschiffen) und Pitt van Treek (in der Taufkapelle und auf der Orgelempore) sowie über mehrere Kunstwerke mit Bezügen zum Kirchenpatron und zum ehemaligen Kloster Meer.
Die Orgel wurde von der Fa. Seifert in Kevelaer gebaut und aufgestellt. Die Vorgängerorgel der Fa. Fabritius aus Kaiserswerth stammte aus dem Jahr 1900, also aus der Anfangszeit der Kirche. Diese hatte die 1899 verschrottete alte Orgel aus dem Kloster Meer ersetzt.
Die Büdericher Goldschmiedin Sonja Mataré, Tochter von Ewald Mataré, hat 1974 für Reliquien der Seligen Hildegundis einen Schrein gearbeitet, der unter dem Altar steht. Eine weitere Reliquie der Hildegundis sowie die Kopie einer Liedberger Hildegundis-Figur aus dem 14. Jh. befinden sich in der gleichnamigen Kapelle der Kirche.
Zu den Figuren aus Stein gehört der "Schmerzensmann" aus dem 14. Jh. (s. Fotos) und zu den Figuren aus Holz die "Selige Hildegundis" des Südtiroler Holzschnitzer Josef Rifesser, von dem auch die Heiligenfiguren Maria, Mauritius und Johannes sowie die Kreuzwegstationen stammen.
Außerhalb des Kirchengebäudes an der Ziegelwand der Kaplanei hängt die Kalksteinfigur "Hl. Josef mit dem Jesusknaben" des Mataré-Schülers Karl Matthäus Winter. An der Mauer vor dem Pastorat ist eine "Probearbeit" von Wilhelm Hanebal für Gestaltung seines späteren Kreuzweges um den Dyckhof herum zu sehen: "Christus vor Pilatus". Beide Arbeiten stellen eine Verbindung zur "Kunst im öffentlichen Raum" her ( s. Klütsch, S. 21 und 22).
Literatur:
Höffmann, Gerd: Kunstschätze in St. Mauritius?, in: 100 Jahre Pfarrkirche St. Mauritius (1993), S. 40-47.
Klütsch, Margot: Meerbuscher Kunstwege, Kunstwerke und Denkmäler im Bild der Stadt, Düsseldorf 2010, S. 21 ff.
Religiöses und kulturelles Brauchtum
Die Kirche bietet Raum für Konzerte und ein vielfältiges Musikleben. Das benachbarte Alte Küsterhaus hat sich von einer Gemeindebücherei zu einer Kultureinrichtung mit Ausstellungen und Lesungen entwickelt (Altes Küsterhaus und sein Kulturprogramm).
Krippe in St. Mauritius
(Foto: Ludwig Petry 2022)
Jedes Jahr in der Adventszeit ist die Büdericher Mauritius-Kirche durch eine Krippe geschmückt. Das ehrenamtlich tätige "Krippenteam" der Gemeinde, in dem zahlreiche Frauen, Schützen und Handwerker tätig sind, rückt die Szene von der Geburt des Heilands von vor über 2000 Jahren in Bethlehem räumlich und zeitlich nahe an uns heran. Die lokale Presse beschreibt und kommentiert die bildgewordene Adventszeit in Büderich (s. unten unter "Literatur und Zeitungsartikel": Angelika Kirchholtes in der Rheinischen Post vom 10.12.2022).
Zur Kulisse der Krippe gehören markante historische Gebäude des Ortes wie der Alte Kirchturm der Vorgängerkirche von St. Mauritius in der Dorfstraße, das Beuys-Mahnmal oder der Siebenschmerzensweg zur Niederdonker Kapelle Maria in der Not. Der Zeitbezug wird 2022 deutlich durch Szenen und Figuren, die auf "Homeoffice", auf das Projekt "Die Tafel" oder auf die nach Büderich gekommenen Flüchtlinge aufmerksam machen. Ein ausliegendes Blatt stellt den Bezug zum Gottesdienst und zur Messe dar.
Die Krippe wird jedes Jahr neu aufgebaut. Was noch brauchbar ist vom Vorjahr, wird für die Kulisse und für das Bühnenbild wiederverwandt, die Inszenierung wird angepasst und aktualisiert. So bleibt die Erinnerung an das biblische Geschehen lebendig.
Fronleichnamsfest
Das von den Schützen mitgestaltete Fronleichnamsfest gehört zum festen Bestandteil des Kirchenjahres. Dabei wird die dem Kölner Dom nachempfundene Büdericher Monstranz aus dem Jahre 1896 gezeigt.
Das religiöse Brauchtum kommt insbesondere auch in den Wallfahrten zum Ausdruck. Zu den traditionellen und zum Teil inzwischen ökumenisch geöffneten Wallfahrten gehören die mehrtägige Pilgerfahrt der Matthiasbruderschaft um Fronleichnam zum Grab des Heiligen Matthias nach Trier, die Pilgerfouren auf dem Jacobus-Pilgerfahrt im Rheinland sowie Tageswallfahrt im Oktober nach Kevelaer. Zum Ziel gehört es, "gemeinsam unterwegs" zu sein in der Schöpfung.
Die jährliche Wallfahrt nach Kevelaer beginnt mit dem Pilgergebet und der Einstimmung in Büderich auf den Marienort am Niederrhein. In Kevelaer nehmen dann die Pilger an einer Bischofsmesse und am großen Kreuzweg teil.
Das religiöse Brauchtum wirkt weit in die Dorfgemeinschaft hinein bzw. wird von dieser sehr stark getragen. Dazu gehören auch die Fronleichnamsprozession sowie das Schützenfest an Pfingsten. Die über 440 Jahre existierende St. Sebastianus-Bruderschaft Büderich e.V. mit ihren über 700 (aber keinesfalls nur katholischen) Mitgliedern ist der St.-Mauritius-Pfarrgemeinde eng verbunden.
Zum traditionellen Brauchtum gehört weiterhin das Dreikönigssingen um den 6. Januar, bei dem junge Sternsinger aus der Gemeinde auftreten. Im Auftrag des Kindermissionswerks des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), das diese Aktion seit 1959 bundesweit koordiniert, sammeln Kinder Geldspenden für Kinder in Not. Sie ziehen von Haus zu Haus und schreiben über die Haustür den Segensspruch für das Jahr (hier für 2011) "20+C+M+B+11" (zwischen der Jahreszahl 2011 steht der Segensspruch "Christus mansionem benedicat" = Christus segne dieses Haus; volkskundlich stehen die drei Buchstaben auch für die Initialen der Heiligen drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar).
An die noch bis 1960 in Büderich durchgeführte Herz-Jesu-Prozession erinnert das Straßenkapellchen am Dülsweg/Ecke Blumenstraße.
Im Jahre 2012 feierte Büderich (wie auch Strümp) 100 Jahre St. Martin. 1912 organisierte Volksschulrektor Theodor Hellmich in Büderich den ersten St. Martins-Zug. Die Rheinische Post vom 27. Oktober 2012 bringt seinen Bericht, der mit folgenden Worten beginnt: "Als ich den Martinszug 1912 auch hier im Ort einführte, der an manchen Orten des Niederrheins, besonders aber in Düsseldorf, schon lange Jahre in hervorragender Weise bestanden hatte, sammelten die Lehrpersonen und später ein Komitee Geld und Mehl und Äpfel...."
Über Kunst, Kultur und Brauchtum wie z.B. die traditionelle Niederdonker Festoktav informiert der Link zum Internetauftritt der Kath. Kirchengemeinde St. Mauritius und Heilig Geist: www.smhg.de
Glockenbeiern
In den 60er Jahren wurde an der Mauritius-Kirche in Büderich das aus der Mode gekommene Brauchtum des Glockenbeierns wiederbelebt (s. Literatur, Robert Rameil). Unter Glockenbeiern versteht man im Unterschied zum herkömmlichen Glockenläuten durch Schwingen der Glocken das manuelle Schlagen der feststehenden Glocken zum Anzeigen der Uhrzeit, nach einem bestimmten Rhythmus bzw. zum Erzeugen einer Melodie ( Glockenbeiern). Das Brauchtum reicht im Rheinland bis ins 14. Jahrhundert zurück. Das Wort kommt aus dem Altfranzösischen über das Flämische in unsere Sprache. Nach Mail-Auskunft von Robert Rameil (vom 12.12.2012) erklingen die Glocken von St. Mauritius an Heilig Abend (Melodie: "Stille Nacht") und am Erstkommunionstag (Melodie: "Alle meine Kinder, kommet zum Altar"). Im Umfeld von Meerbusch pflegen noch folgende Pfarreien diesen Brauch: St. Aldegundis (in Kaarst-Büttgen), St. Andreas (in Korschenbroich) und St. Quirin (in Nuess). In Büttgen ist es die dortige Sebastianbruderschaft, die dieses Brauchtum aufrecht erhält.
Das Glockenbeiern wird in der Regel von mehreren Beierleuten aufgeübt. Früher war es oft auch nur ein Glöckner, der mit den Händen und Füßen die Seilzüge bediente:
Glockenbeiern in Roisdorf, Vorgebirge
Wie das Glockenbeiern klingt, kann man am Beispiel der kath. Kirche St. Lambertus in Heinsberg-Dremmen hören.
Link zur Kirchengemeinde St. Mauritius und Heilig Geist: Kirchengemeinde St. Mauritius und Heilig Geist
Link zu den Kirchenfenstern von St. Mauritius: Kirchenfenster St. Mauritius
Literatur und Zeitungsartikel
Alois Döring: Glockenbeiern im Rheinland, Köln 1988
Robert Rameil, Glockenbeiern in St. Mauritius wiederbelebt, in: Meerbuscher Geschichtshefte, H. 21 (2004), S. 154 - 158
Angelika Kirchholtes, Eine Krippe, die etwas erzählen will, in: Rheinische Post v. 10.12. 2022
... so sehen Künstlerinnen und Künstler die Kirche
Ewald Mataré
"Blick aus dem Fenster" (1946) "Büderich mit Kirchturm" (1945)
Die beiden Aquarelle von Ewald Matare gehören dem Museum Kurhaus Kleve. Die Urheberrechte liegen bei der VG Bild-Kunst, Bonn.
Die zwischen 1944 und 1947 entstandenen "Büdericher Aquarelle" Matarés zeigte die Meerbuscher Stadtbibliothek anläßlich des 50. Todestages der Künstlers im Jahr 2015 (dazu die Rheinische Post vom 26.3.2015).
Manfred Heinze
Manfred Heinze (www.manfredheinze.de)
Auseinandersetzung mit den Kirchenfenstern von Erwin Hentrich: Symbol Ähre
(s.: Rheinische Post vom 26. November 2011)
Editha Hackspiel: Meerbusch-Büderich, "St. Mauritius" und "Winterwelt"